Siebte Wegetappe: Ende gut – alles gut!? Ergebnisse sichern, weitergehen und: feiern!
- 1. Fahr hinaus! Zumutung und Mut machend
- 2. Ergebnisse sichern
- 3. Ende gut – alles gut!? Lessons learned
- 4. Die 5 wunderbarsten Dinge unseres Pastoralprojekts
- 5. Zu guter Letzt: Feiern!
- 6. Schritt für Schritt ungewisses Land betreten - auch in Zukunft!
- 7. Impuls: Unsere Glücksmomente – ein Abschlussritual
Für eilige Leser und Leserinnen
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Der Prozess des Pastoralen Gestaltens ist nie abgeschlossen. Dennoch ist es wichtig Ergebnisse zu sichten, zu sichern und es kann hilfreich sein, diese in einem Konzeptpapier zusammenzufassen und damit auch für einen größeren Kreis sicht- und lesbar zu machen. Die gemeinsame Reflexion des Weges stärkt und hilft, die gemeinsam erreichten „Früchte der Arbeit“ einzusammeln und zu genießen.
1. Fahr hinaus! Zumutung und Mut machend
Am Anfang des Prozesses stand die „Zumutung“, aufzubrechen und der momentanen Situation „ins Auge zu sehen“. Der Prozess des Pastoral-Gestaltens ist häufig eine Zumutung, der aber zugleich Mut machen kann: Kirche vor Ort kann trotz unsicherer Zukunft gestaltet werden.
„Wann kommen endlich ruhigere Zeiten?“, fragen viele Haupt- und Ehrenamtliche. Sie erleben hautnah, was es bedeutet, sich auf ein Boot zu begeben und wie Jesus hinaus und an ein anderes – unbekanntes – Ufer zu fahren. Viele sehnen sich nach einem festen Boden unter den Füßen, um in Ruhe planen und erste Schritte sicher gehen zu können. Viele wollen es nicht wahrhaben, dass diese Zeiten – nicht nur für die Kirche – längst vorbei sind. Der Wandel wird unser ständiger Begleiter sein. Um das Bild vom Boot nochmals aufzugreifen. Wer in ein Boot steigt, der hat zwar keinen sicheren Boden unter seinen Füßen, aber er hat die Chance, fest asphaltierte Wege zu verlassen, zu neuen Horizonten aufzubrechen und Neuland zu gewinnen.
Die Zukunft der Kirche wird auch davon abhängen, wie wir bereit und fähig sein werden, das Kirchenschiff in unsicheren Zeiten zu steuern.
2. Ergebnisse sichern
Im Laufe des Prozesses sind viele Erfahrungen entstanden und es wurden zahlreiche Erkenntnisse zusammengetragen, systematisiert sowie Thesen als weiterer Ausgangspunkt für Überlegungen gebildet. Dieser Prozess ist nie abgeschlossen, sondern wie eine „Dauerschleife“ in der zukünftigen pastoralen Arbeit. Sie führt – das ist das spannende - immer wieder aus Alltagsroutinen heraus, lässt uns Situationen neu sehen, beurteilen und schließlich auch Neues wagen.
Ihr Pastoralkonzept ist nun schon im Gehen entstanden. Viel Material ist zusammengetragen worden. Einstweilen kann ein vorläufiger Strichpunkt gesetzt werden. Immer wieder Bruchstücke zu einem Ganzen zusammenzusetzen, hilft, zu systematisieren, sich wieder ein Gesamt-Bild zu machen und das große Ganze nicht aus dem Auge zu verlieren.
So kann es hilfreich sein, die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse in einem Konzeptpapier zusammenzufassen und damit auch für einen größeren Kreis sicht- und lesbar zu machen. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Formen und Herangehensweisen.
Beispiele finden sich beim Pfarrverband Laim (http://www.pfarrverband-laim.de/pfarrverband/ueber-uns.html), der Stadtteilkirche Rosenheim – Am Wasen ( Pastoralplan PDF ), der Stadtkirche Germering (http://www.stadtkirche-germering.de/startseite/konzept), der Pfarrei St. Sebastian, Ebersberg ( Pastoralplan PDF ).
Die von uns skizzierten Wegetappen ergeben wie von selbst eine Gliederung für Ihr Pastoralkonzept, die so aussehen könnte:
1. Vorwort mit Anliegen und Etappenbeschreibung
Was war der Auslöser für das Vorhaben?
Was waren die wichtigsten Wegetappen?
2. Unser biblischer Leittext
Welcher Bibeltext hat uns begleitet und immer wieder inspiriert?
3. Unsere Situation vor Ort – die wichtigsten Ergebnisse und Herausforderungen
Welches waren die wichtigsten Ergebnisse der Sozialraumanalyse?
Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für die Pfarrei/den Pfarrverband/die Einrichtung?
4. Unsere Ressourcen in und außerhalb
Was haben wir schon und was können wir (gut)?
Wen kennen wir? Wen haben wir als Netzwerk- und Kooperationspartner gewinnen (können)?
5. Unser Fundament und unsere Optionen
Wer sind wir? Unser Selbstverständnis
Worauf bauen wir? Unser Fundament
Wo soll es hingehen? Unsere Optionen
6. Die Herausforderungen
Welchen Herausforderungen wollen wir uns stellen?
7. Das gehen wir an
Welche Projekte/Experimente antworten auf welche Herausforderung?
Wer geht was mit wem bis wann an?
Wovon verbschieden wir uns?
8. Ausblick
Wie gehen wir weiter? Wer sichert den weiteren Weg?
Ein niedergeschriebenes und von den Gremien der Pfarrei und den Seelsorger/innen beschlossenes Konzept kann weitergegeben werden, Ausgangspunkt für neue Überlegungen sein sowie die Verbindlichkeit erhöhen. Es bleibt jedoch Papier in der Schublade, wenn es nicht gelebt wird. Dazu gehört ganz wesentlich, an der Umsetzung Schritt für Schritt dranzubleiben und Vereinbarungen darüber treffen, wer, wann und wie die pastorale Entwicklung besonders im Blick hat. Es gibt Gemeinden, die einmal im Jahr in einem Klausurtag des PGR reflektieren:
- Was wurde bereits umgesetzt und läuft erfolgreich?
- Vor welchen neuen Herausforderungen stehen wir?
- Welche nächsten oder neuen Schritte sind zu gehen?
Da sich Situationen vor Ort, aber auch im gesellschaftlichen und kirchlichen Gesamtkontext immer wieder verändern, ist es unabdingbar, das Pastoralkonzept einer regelmäßigen Gesamtreflexion zu unterziehen. Am besten halten Sie den Zeitraum zur Überprüfung „schwarz auf weiß“ als Selbstverpflichtung fest.
3. Ende gut – alles gut!? Lessons learned
Erfolg beflügelt und motiviert, weitere Schritte zu tun und mutig weiter Experimente zu wagen.
Auf die „Früchte der Arbeit“ zu blicken, Erfahrungen und Erkenntnisse festzuhalten, sind wie das Einsammeln von Schätzen und am Ende eines jeden Unternehmens unabdingbar. Dies könnten Leitfragen für eine gemeinsame Auswertung sein:
- Was waren die elementaren Erkenntnisse dieses gemeinsamen Wegs?
- Wen konnten wir beteiligen und mit wem sind wir Kooperationen eingegangen? Was haben wir dabei gelernt?
- Welchen Einfluss hat der Prozess für die Arbeit im konkreten Alltag?
- Wie wirken sich die Erfahrungen auf die Zusammenarbeit im Pastoralteam, in den Gremien aus?
- Was ergibt sich im Blick auf die Aufgabenverteilung, die Delegation und die Verantwortung für einzelne Felder gelernt?
- Was würden wir in einem nächsten Projekt anders machen?
Den gesamten Weg möglichst konkret Revue passieren zu lassen, mit all den Einzelschritten und „Produkten“, vergegenwärtigt nicht nur die gemeinsame Anstrengung, sondern insbesondere die gemeinsame Leistung.
Oft geraten am Ende eines Weges die vielen wunderbaren Dinge, die im Laufe der Zeit entstanden sind, aus dem Blickfeld. Hier ist der Platz die 5 wunderbarsten Dinge des Pastoralprojekts festzuhalten. Wenn etwas wirklich wunderbar war, dann hat es in zwei Zeilen Platz ;-).
Doch gehört es am Ende des Weges zur Redlichkeit dazu, nicht nur zu schauen, was erfolgreich war. Der Blick auf das was nicht geglückt ist, führt oft weiter im Sinne von: Was lernen wir daraus? Vielleicht war die Hypothese, mit der an die Sache herangegangen wurde, doch nicht so treffend, vielleicht die Maßnahme nicht richtig gewählt oder die gewünschte Zielgruppe nicht mit diesen Mitteln erreichbar. Es gibt viele und sehr unterschiedliche Gründe für den Misserfolg eines Projekts. Wichtig ist, dies nicht als Scheitern zu empfinden, sondern als Not wendende Lernerfahrung.
Bei aller wohlmeinenden kritischen Reflexion: Oft geraten am Ende eines Weges die vielen wunderbaren Dinge, die im Laufe der Zeit entstanden sind, aus dem Blickfeld. Ihnen Platz zu geben, kann neu motivieren.
4. Die 5 wunderbarsten Dinge unseres Pastoralprojekts
Hier ist der Platz, die 5 wunderbarsten Dinge des Pastoralprojekts festzuhalten. Wenn etwas wirklich wunderbar war, dann hat es in zwei Zeilen Platz ;-).
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5. Zu guter Letzt: Feiern!
Es wird häufig unterschätzt, wie wichtig ein gemeinsamer emotionaler Abschluss ist. Eine lange Zeit hat man viel Zeit miteinander verbracht, intensiv miteinander gearbeitet, manchmal sicher auch sich auseinandergesetzt . Zum Ende hin tritt häufig Müdigkeit ein. Umso wichtiger ist es, einen gemeinsamen Abschlusspunkt, z.B. in einer kleinen Feier zu setzen, um sich den gesamten Weg noch einmal zu vergegenwärtigen, das Engagement wertzuschätzen und gebührend zu feiern, was alles erreicht wurde.
Das motiviert und macht den Kopf frei für Neues.
„Man kann Gott nicht allein mit Arbeit dienen, sondern auch mit Feiern und Ruhen.“ Martin Luther
6. Schritt für Schritt ungewisses Land betreten - auch in Zukunft!
Kirche in unsicheren Zeiten zu gestalten, ist nie abgeschlossen. Deshalb ist auch der Prozess des pastoralen Gestaltens immer wieder neu zu wagen. Es geschieht am besten als „systematische Schleife, in der jeweils in kleinen Zyklen Informationen gesammelt, Hypothesen gebildet und Handlungen gesetzt werden“1.
Für den Weg des Pastoral-Gestaltens, können in Zukunft folgende Leitsätze hilfreich sein.
Nutzen Sie weiter die Mittel, die Sie haben und gehen Sie Koalitionen ein.
Investieren Sie nur das, was sie auch zu investieren bereit sind.
Seien Sie aufmerksam für die Zufälle des Alltags und nutzen Sie diese.
Kreativität entsteht nicht im stillen Kämmerlein, sondern in der Auseinandersetzung mit anderen Menschen, die mittun.
¹Faschingbauer, Michael, Effectuation, Stuttgart 2013, S. 145.
7. Impuls: Unsere Glücksmomente – ein Abschlussritual
Ein schönes Ritual zum Ende des Prozesses könnte es sein, beim Abschlussfest jedem/r eine Handvoll Bohnen, Samen oder Perlen zu geben. Nach dem Vorlesen der Geschichte steckt jede/r für seine schönsten Glücksmomente eine Perle von der linken in die rechte Hosentasche.
Es war einmal ein Bauer, der steckte jeden Morgen eine Handvoll Bohnen in seine linke Hosentasche. Immer, wenn er während des Tages etwas Schönes erlebt hatte, wenn ihm etwas Freude bereitet oder er einen Glücksmoment empfunden hatte, nahm er eine Bohne aus der linken Hosentasche und gab sie in die rechte.
Am Anfang kam das nicht so oft vor. Aber von Tag zu Tag wurden es mehr Bohnen, die von der linken in die rechte Hosentasche wanderten. Der Duft der frischen Morgenluft, der Gesang der Amsel auf dem Dachfirst, das Lachen seiner Kinder, das nette Gespräch mit einem Nachbarn – immer wanderte eine Bohne von der linken in die rechte Tasche.
Bevor er am Abend zu Bett ging, zählte er die Bohnen in seiner rechten Hosentasche. Und bei jeder Bohne konnte er sich an das positive Erlebnis erinnern. Zufrieden und glücklich schlief er ein – auch wenn er nur eine Bohne in seiner rechten Hosentasche hatte.
Verfasser unbekannt